Ich wache gegen 6.00 auf. In der Nacht hat es etwas geregnet, aber jetzt ist es trocken. Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt habe fahre ich Richtung nach Mo i Rana und Kargen. Beide Städte liegen im Süden von Frauke aber immer noch in der Nähre des Meeres. Bei Mo i Rana passiere ich das zweite Mal den Polarkreis. Die Straße verläuft mitten durch einen einen Fjäll, eine menschenleere Hochfläche, wo außer den Bahngleisen und die Straße nichts die unberührte Natur stört.
Wie so häufig auf dieser Reise fahre ich direkt in eine Regenfront. Am Polarkreis steht wie auch in Finnland ein schickes Haus und läd zum einkehren ein. Es regnet wie aus Kübeln und arschkalt ist es nebendrein. Ich will nicht stehen bleiben, das ständige Aus- und Anziehen von Handschuhen, Helm usw. nervt. In den Mulden liegt noch Schnee, und ich versuche so schnell wie möglich durch diese karge Landschaft zu fahren.
Nach 20 km klart es auf und das Wetter wird wieder besser. Bei Morten geht es östlich auf der 804 nach Schweden. Die letzten 3 Tage waren geprägt von einer atemberaubenden Landschaft und Dörfern wie aus dem Bilderbuch. Ab jetzt geht es durch das Innenland von Norwegen und Schweden. Je weiter ich die Küste verlasse um so einsamer wird es wieder, die Straße enger und die Bäume höher. Es erinnert mich stark an Finnland, wo ich hunderte Kilometer unterwegs war, ohne ein Auto zu begegnen. Und trotzdem gibt es einen entscheidenen Unterterschied: je weiter ich nach Süd-Osten fahre, um so mehr Bauernhöfe und Äcker / Wiesen wechseln sich mit Seen und Weiden ab.
Überhaupt sind jetzt viel weniger Rentiere und mehr Schafe und Kühe zu sehen. Und genau so ein Schaf muss mir direkt vor das Motorrad laufen. Ich bremse scharf, versuche auszuweichen und treffe mit dem Vorderrad das Schaf am Allerwertesten. Es wird durch den Aufprall auf die Seite gedrängt und läuft davon. Hui, das war knapp. Hunderte Gedanken gehen mir durch den Kopf. Was wäre wenn ich das Schaf komplett getroffen hätte und jetzt im Straßengraben samt Motorrad liege? Das ist der Nachteil wenn man alleine unterwegs ist. Wenn dir hier etwas passiert dann kann es sehr lange dauern, bis jemand dich findet. Macht es Sinn dieses Risiko auf sich zu nehmen?
Und doch bringt dich die Einsamkeit auch wieder zurück in die Realität und lässt dich erkennen, was für dich wichtig ist. Auf den langen Strecken durch menschenleere Wälder und Seenplatten hat man Zeit über das eigene Leben nachzudenken. Probleme die Zuhause unlösbar erscheinen haben plötzlich eine einfache Lösung, Dein Leben reduziert sich auf das Jetzt und Hier, und das ist gut so!
Durch die Fahrt nach Schweden komme ich meinem Ziel Stockholm immer näher. Es ist schon interessant: du fährst stundenlang durch schier endlose Wälder und mitten im Nirgendwo steht plötzlich eine riesige Spanplattenfabrik oder ein Motorradmuseum in einem kleinem Dorf. Alles scheint sich in diesem riesigen Land zu verlieren, die Distanzen von einer Stadt zur nächsten sind endlos, und am Ende ist alles relativ.
Gegen 17.00 bin ich müde und finde direkt neben einem See einen schönen Platz zum Zelten. Das Zelt ist schnell aufgebaut und heute nehme ich mir Zeit, meine Wäsche zu waschen. Irgendetwas ist aber heute anders. Es dauer genau einen Mückenstich bis ich es mir wieder einfällt. Was war es doch herrlich ohne diesen keinen Plagegeister! Mir vergeht die Lust zum kochen und so verkrieche mich in mein Zelt. Die Fahrt heute war anstrengend und die ungewollt nahe Begegnung mit dem Schaf liegt mir in den Knochen. Zum Glück habe ich noch 3 Pfirsiche und Müsliriegel.
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