Bevor ich starte gehe ich noch zu Fuß in die alte Kasbah von Ouled Driss. Das kleine Dörfchen liegt ein paar Kilometer vor Mhamid und war mir schon warm genug gestern. In einer Bar bestelle ich einen „Whisky Berber“, einen Pfefferminztee. Nach 10 Tagen weiss ich endlich wie man ihn zuzubereiten hat: Unendlich viel Zucker rein und dann minutelang umschütten. Dann bekommt er seinen guten Geschmack. Die Tage davor war ich noch unwissend und erst mit der Zeit und von den Einheimischen lernend kommt man dahinter.

Die Kinder gehen gerade zur Schule, es kommt ein Schulbus und bringt sie dorthin. Im ganzen Land gibt es ausserhalb der Dörfer große Schulkomplexe, wo die Kleinsten bis zu den Größten die Schulbank drücken.

Die Kasbah ist verwinkelt und dunkel. Dafür ist es aber immer angenehm kühl in den keinen verwinkelten Gassen. Es sind keine Menschen zu sehen, nur ein paar Ältere wuseln durch die Gassen und gehen ihrer Arbeit nach.

Ich mache mich auf dem Weg Richtung Taliouine, das Zentrum der Safran Produktion in Marocco. Doch gleich nach ein paar Kilometern fällt mir ein schönes Nomadenzelt neben der Straße auf. Es dauert keine Minute und der Besitzer ladet mich zum Tee ein. Ich steuere meine Kekse aus Italien bei. Doch anstatt sich ein paar zu nehmen verschwindet die ganze Packung. Die Verständigung ist schwierig, aber bis zum Schluss lasse ich mich drauf ein, dass er mich zu einem „Bekannten“ bringt, der Schmuck verkauft. Irgendetwas sollte ich meinen Lieben zuhause ja mitbringen.

So fahre ich hinter einem Kleinmotorrad kilometerweit hinterher, jede Minute mehr denkend aus was ich mich wieder mal eingelassen habe. Bei der nächsten Siedlung biegen wir links ab und schon bin ich mitten drin im Laden.

Das Ritual des Verkaufens / Kaufens ist komplett anders. Zuerst wird mal Tee getrunken, über Gott und die Welt geredet. Dann die Ware ausgesucht, der Preis wird auf einem Zettel aufgeschrieben. Für 5 Silberstücke will der gute Mann 150€. Ich lache mich tod und schreibe 15€ hin. Das geht gar nicht, noch ein Tee, dazu Datteln. Das geht so ca. eineinhalb Stunden hin und her, bis wir uns auf einen Preis von 30€ einigen. Immer noch viel zu teuer, aber der Spass wars wert.

Zwischen Mhamid und Merzouga verläuft die alte Karawanenstraße Richtung Tombouctou. Ich wusste Dank possi.de dass irgendwo ein altes Schild hängen sollte. Nur per Zufall habe ich es auf der Mauer einer Ferienanlage entdeckt. Und auch nur weil daneben das Ergebnis einer gescheiterten Wüstendurchquerung steht.

Der alte Mythos der Rally Paris / Dakar verbleicht wenn man die Schotterpiste und 30 Meter daneben die perfekt asfaltierte 2spurige Schnellstraße sieht. Safety first. Aber zu welchen Preis?

So verlasse ich die trockene Ebene südlich des AntiAtlas und fahre Richtung Nordwesten. Immer noch ist es staubtrocken, aber die Berge werden wieder höher und die Täler enger. Kurz vor Taliouine mache ich bei einem Telefonumsetzer halt für die Nacht. Ein Hirte kommt vorbei und gibt mir zu verstehen, dass es verboten ist innerhalb der Abzäunung zu zelten. Schon den ganzen Tag weht ein starker Wind, wie ein Föhn, und das Zelt wird hin und her gerissen. Zu guter Letzt baue ich es hinter der Abgrenzung auf, die Mauer schützt ein wenig vom Wind.