Leider ist die Nacht nicht klar und auch am Morgen ist der Himmel trüb. Somit kann ich keine Aufnahmen des Sternenhimmels machen. Und auch aus dem Dünenfrühstück und Dünenbesteigung wird nichts: es ist ein Sandsturm im Anmarsch, die Luft ist sehr heiß und voll Sand.
Wir kommen gegen 9.00 Uhr am Hotel wieder an und bekommen ein einfaches aber gutes Frühstück. Ich frage den Besitzer des Hotels, ob er es für sinnvoll hält, alleine die Piste von Merzouga nach Mhamid zu fahren. Eigentlich hätte ich es mir sparen können. Seine Antwort ist natürlich negativ, alleine ist es viel zu gefährlich, aber er könnte ein Begleitfahrzeug organisieren, das würde mich begleiten. Kostet auch nur umgerechnet 300€. Ich lehne dankend ab. Aber er warnte mich danach nochmal eindringlich, heute die Piste zu fahren, ein Sandsturm ist im Anmarsch und es wird um die 40 Grad heiß. Außerdem ist die Strecke von Er Rissani nach Zagorà genauso schön, und Wüste hat man dort auch genug rechts und links von der Straße.
So mache ich mich nach dem Frühstück auf Richtung Norden, um dann bei Er-Rissani westlich abzubiegen und durch ein unwirkliches Tal zu fahren. Davor aber noch schnell bei einer Werkstatt vorbei, eine Schraube des Kofferträger hat sich verabschiedet und geniest jetzt die Freiheit. 10 Minuten und alles ist vorbei. Der Mechaniker will nichts, ich gebe ihn aber ein Trinkgeld.
Der Besitzer hat nicht zu wenig versprochen. Das schmale Teerband schlängelt sich durch das breite Tal, rechts und links nur Geröll und Sand. Es ist heiß, sicherlich über 30 Grad. Wenn ich mir vorstelle, bei den Temperaturem im Sand spielen zu müssen, alleine und mit wenig Erfahrung, dann bin ich froh dass ich so entschieden habe. Und auch die wahnsinnig tollen Bilder der Rally Paris Dakar oder anderen Veranstaltungen, wo Autos und Motorräder durch die Wüste brettern, sind auch nur Schein! Die Sandpisten verlaufen ca. 30 Meter neben der perfekt ausgebauten asfaltierten Straße. Safety first, aber es als ultimative Abenteuer zu verkaufen ist lächerlich.
Die letzte Große Stadt vor Merzouga ist Zagora. Der Benzin neigt sich zu Ende und ich steuere das Zentrum an. Bei einer Steigung ruckelt plötzlich der Motor, wie wenn er wenig oder kein Benzin bekommt. So wenig ist nun auch wieder nicht im Tank. Gerade noch so erreiche ich eine Tankstelle, der Tank war noch 1/4 voll, also ausreichend. Alle möglichen Fehlerquellen gehen mir durch den Kopf: CDI, Benzinfilter, Kerzen usw… Ein Mechaniker kommt auf mir zu und fragt ob alles in Ordnung ist. Ich verneine, erkläre im mein Problem. Kein Problem meint er, seine Werkstatt ist gleich ein paar 100 m von hier, ich soll ihn folgen. Ein muss man den Marokkanern lassen, geschäftstüchtig sind sie!
Wie durch ein Wunder schnurrt der Motor nach dem Tanken wieder wie immer. Also kann es nichts schlimmeres sein. Trotzdem folge ich dem Mechaniker, ich will nicht unhöflich sein. An der Werkstatt angekommen erkläre ich den aktuellen Stand der Dinge und daß im Moment nichts fehlt. Für ihn ist es kein Problem, er gibt mir seine Visitenkarte und einen Aufkleber auch den Koffen. Ich soll ihn jederzeit anrufen, mit seinem Pickup kommt er überall hin um gestrandete Motorrad Fahrer aufzulesen. Ich bedanke mich und ab gehts Richtung Merzouga in die Wüste! Je weiter ich nach Süden fahre um so weniger Vegetation und mehr Steppe zieht bei mir vorbei. Die Temperaturen steigen deutlich an. Neben der Straße weisen mehrere Schilder darauf hin, wie wichtig und wertvoll Wasser hier ist.
Kurz vor Mhamid finde ich einen Camping Platz. Seit 1 Woche habe ich nicht geduscht und gekämmt (auch weil ich keinen Kamm besitze), es wird Zeit… Der Campingplatz ist eher ein Parkplatz, aber sauber und ich bin der einzigste Gast. Das Hotel daneben ist besser gebucht.
Bei der Durchsicht meines Motorrades fällt mir auf daß der Kettenschutz gebrochen ist. Ich hatte ihn bereits mit Nieten zusammengenietet und mit einem Alu Blech verstärkt. Aber auch das hielt den Belastungen nicht stand. Wer braucht schon sowas in der Wüste, ich montiere ihn ab! Und es riecht nach Benzin. So stark ist mir das noch nie aufgefallen. Ich kontrollieren die Schläuche und finde eine offene Schlauchschelle am Benzinfilter. DAS war also das Problem von gestern: Sie ist an Nahrungsmangel fast verhungert, hat Luft gezogen und deswegen ihren Dienst verweigert. Kleine Ursache, große Wirkung, schnelle Reparatur. Schelle festgezogen und fertig. Auch ohne Diagnose Software!
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