Nach 2 Tagen am selben Ort juckt es mich wieder. Ich fahre Richtung Tulcea in der Nähe des Donaudeltas. Die anfänglichen Hügel verschwinden bald und die Straße gerader. Bei Braila muss ich mit der Fähre über die Donau.
Auf der Fähre lerne ich einen Italiener kennen, der mit seiner rumänischen Frau Urlaub macht. Er ist selbst Motorrad Fahrer und von meiner Reise begeistert. Ich sollte mich unbedingt melden, falls ich etwas bräuchte. Ich hatte schon etwas was mir auf dem Magen lag: ich hatte das Kettenschloss verloren. Das offene Kettenglied war zwar fest, aber ich wollte mir nicht ausmalen wenn es verloren ginge. Ah, kein Problem. Ich sollte mich melden sobald ich in Tulcea angekommen war. Er kannte einen guten Mechaniker. Wir tauschten die Telefonnummern aus und verabschiedeten uns. Die ganze Fahrt nach Tulcea überlegte ich mir ob ich anrufen soll oder nicht. Im Zentrum angekommen rief ich trotzdem an. Was sollte denn schon Mitten in der Stadt passieren. Er hob auch gleich ab und sagte, sein Freund arbeitet etwas außerhalb des Zentrums, ich sollte ihm mit dem Motorrad folgen. Mein Kopfkino malte schon die dunkelsten Bilder, wie ich ohne Motorrad, Koffer und Dokumente mitten in Tulcea festsaß und ich per Bus und Zug heimfahren konnte. Es wurde auch nicht besser, als wir in eine Seitenstraße einbogen und nach 200 Meter auf der Straße stehen blieben. Ein junger Mann kam aus einer Werkstatt und ich fühlte mich total hilflos. Schnell war das Problem erklärt und noch schneller die Lösung: mit 2 Hämmern wurden die beiden Stifte flach geschlagen wie eine Niete. Fertig. Ich war erleichtert! Ich lebe noch und habe auch mein Motorrad nicht verloren. Kosten für die Reparatur? Gar nichts! Sie wollten nicht einmal zusammen in der Bar nebenan etwas trinken. Und wieder fühlte ich mich elend: wie leicht lässt man sich von den eigenen Vorurteilen einschränken!
Nach der erfolgreichen Reparatur fuhr ich noch einmal in die Stadt und schlenderte durch die Straßen. Tulcea ist eine Industriestadt direkt an der Donau, die großen Schiffe fahren direkt am Hafen vorbei. Die Häuser sind in schlechter Verfassung, aber das Leben in der Stadt pulsiert. Direkt am Hafen esse ich eine Fischsuppe als Mittagessen und lasse die Stadt auf mich wirken. Es ist nicht mehr weit zu meinem Ziel heute: Merighiol im Donaudelta. Direkt in Merighiol finde ich einen Campingplatz und baue mein Zelt auf.
Die Temperatur ist warm und direkt neben dem Campingplatz liegt der breite Schilfgürtel des Deltas. Ohne Boot kommt man nicht weiter.
Auf dem Campingplatz treffe ich auch das Österreichische Paar wieder, welches mir bereits in Sibiu auf dem Campingplatz aufgefallen ist. Sie sind mit einem Pickup mit Camper Aufsatz unterwegs. Es entwickeln sich sehr schöne und tiefgründige Unterhaltungen. Wir sind auf der gleichen Wellenlänge, und wie sagt man so schön: man trifft sich immer 2Mal im Leben!
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