Die Nacht war ausgesprochen gut! Nachdem das nächtliche Festgelage vorbei war wurde es ruhig und es war ein Genuss, wieder einmal in einem Bett zu schlafen. Das morgendliche Hübsch machen gestaltete sich schwierig, im einzigen Etagenbad gab es kein Wasser. Ich wollte bereits um 7 Uhr starten, aber die ganzen Tore waren verschlossen, es wachte ein (sehr zutraulicher übrigens) Hund über das Ganze. Ich wollte den Hausmeister nicht stören, auch weil ich keine Ahnung gehabt hätte, wie ich es ihn erklären sollte. So machte ich mir mit meinem letzten Wasser und letzten Kaffe noch einen Kaffee im Garten. Es war sehr ruhig und fast einladend, ganz anders als gestern.
Gegen acht Uhr wurde der Hausmeister wach, ich packte meine Sachen und machte mich auf dem Weg Richtung Orhei. Circa 20 Kliomenter davor liegt Orhei Vechi, ein archäologischer Fundort und historisches Siedlungsgebiet. Die Straße dorthin war gut, es war sehr leicht zu finden. Eingebettet in sanfte Hügel liegt in einem Schutzgebiet oberhalb eines Flusses die Kirche. In den darunterliegenden Felsen hat man vor langer Zeit Räume und Höhlen geschlagen, die als Unterkunft dienten. Um das Gebiet zu schützen ist ständig eine Polizeistreife präsent, der Polizist bewacht auch den großen Parkplatz. Ich lasse mein Motorrad dort und hole mir eine Eintrittskarte im angeschlossenen Museum. Eine junge Frau sprich mich in gutem Englisch an und erklärt mir, dass die meisten Funde im archäologischen Museum in Orhei sind. Es ist bereits 10 Uhr und die Sonne brennt vom Himmel, die Luft ist schwül/feucht. Wie immer auf dieser Reise habe ich die Kleidung gewechselt, sonst würde ich hier eines Hitzetodes sterben.
Es wird Zeit Richtung Westen zu fahren, zurück nach Rumänien. In einem Dorf werde ich von einem Polizisten armwedelnd angehalten. Er spricht einen Satz, wo ich nicht ein einziges Wort verstehe. Fragend schaue ich ihn an, bis er „Passport & driving license“ in recht befehlenden Ton sagt. Es läuft wieder mein Kopfkino ab. Auf meinen Recherchen im Internet wurde ja ziemlich schlecht über die korrupten Polizisten geschrieben. Nach wenigen Minuten kommt er wieder zurück und wünscht mir gute Fahrt. In gebrochenen Englisch fragt er mich ob ich Französisch kann. Seine Mutter hat lange zeit in Nizza gelebt oder ist dort, das habe ich nicht wirklich verstanden…
Der Grenzübertritt bei Sculeni dauert diesmal etwas länger. Nach gut einer Stunde Wartezeit, Kofferkontrolle und Ausreisestempel fahre ich über die Brücke über den Grenzfluss Pruth. Ich bin erleichtert wieder in Rumänien zu sein. Auf meiner Fahrt immer Richtung Westen fuhr ich durch Iasi, Universitätsstadt und Zentrum des Fürstentums Moldau. Nirgend sonst war der krasse Unterschied zwischen Historischen Gebäuden und Plattenbau so sichtbar. Ich fuhr weiter bis Dumbrava Rosie und fand dort die kleine Pension Octogon, die seit kurzem auch einen Platz zum Campen anbietet. Direkt hinter der Pension im Hinterhof kann man auf der Wiese campen. WC’s sind vorhanden, Essen kann man sehr günstig in der Pension oder im Freien Grillen. Lange habe ich mit dem Besitzer und dessen Tochter gesprochen, über die Geschichte von Rumänien, den Kommunismus und die Diktatur Ceaușescu’s, die Zukunft Rumäniens in der EU usw.
Die ersten Jahre unter kommunistischer Führung waren gute Jahre: jeder hatte eine Arbeit und eine Wohnung. Es wurde sehr viel in die Infrastruktur gesteckt. Doch leider war es bald vorbei mit dem Fortschritt. Er erzählte mir von den Bauern während des Kommunismus, die mehr als 100 Kühe im Stall hatten, aber kein Fleisch für sich nehmen durften. Man bekam Essensbons, die aber vorne und hinten nicht reichten. So wurde im heimlichen während der Nacht geschlachtet, damit niemand etwas merkte. Überall waren Spitzel, auch der Nachbar konnte man nicht vertrauen. Am nächsten Tag musste alles wieder sauber und wie wenn nichts gewesen wäre sein.
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